Überführung
Die Überführung eines Tiny Houses kann ganz unterschiedlich aussehen, je nachdem, ob man mit einer Wechselbrücke oder einem Anhänger reist. Dementsprechend behandeln wir hier auch beide Fälle separat.
Anhänger
Bevor man seinen Tiny House Anhänger vom Gelände ziehen kann, sind ein paar Dinge bezüglich der Straßenverkehrstauglichkeit zu prüfen. Darunter fallen ein Lichtertest, das Wiegen und gegebenenfalls Anpassen der Stützlast, sowie das Ermitteln der Gesamtlast.
Bei der Wahl des Zugwagens ist darauf zu achten, dass das Gesamtgewicht des Anhängers gezogen werden kann. Im Falle eines Überhangs am Bug des Hauses kann es sein, dass ein sehr hohes Auto, wie z.B. ein Sprinter, in engen Kurven mit dem Haus kollidiert. Dieses Szenario ist im Voraus zu prüfen, und das Zugfahrzeug dementsprechend anzupassen.
Auf der Fahrt empfiehlt es sich, ein LKW-Navigationsgerät zu verwenden. So kann man davon ausgehen, dass der gesamte Fahrtweg auch mit dem Tiny House befahrbar ist. Eine App wie Sygic Truck & Caravan GPS Navigation kann hier zum Beispiel sehr hilfreich sein.
Bereits vor der Fahrt sollte man sich über grobe Windgeschwindigkeiten entlang der Strecke informieren. Man will, soweit möglich, Stürme vermeiden, denn diese können die Fahrt erheblich schwieriger gestalten. Dazu ist es hilfreich seine Fahrt so zu planen, dass man nicht bei Nacht fahren muss. Besonders, wenn man das erste Mal ein Tiny House zieht. Der Anhänger hat zwar eine Beleuchtung, wird also von anderen Verkehrsteilnehmern gesehen, aber er wird nicht selbst beleuchtet. Dadurch ist er im Rückspiegel schlechter sichtbar, und die Umrisse schlechter einschätzbar.
Fahrten mit dem TinyHouse
Gezogen werden kann ein Tiny House von jedem Fahrzeug, welches für eine Anhängerlast von 3500 kg geeignet ist. Oft wird dies im technischen Datenblatt des Fahrzeugs mit „Technisch zulässige maximale Anhängermasse bei Beförderung eines […]“ bezeichnet. Meist ziehen Tiny House-Besitzer ihr Tiny House mit einem Geländewagen, wenige auch mit einem Sprinter.
Prüfe die Funktion Deiner Lichter, indem eine Person am Steuer auf Anweisung einer Person hinter dem Anhänger die folgenden Lichter aktiviert.
Links-Blinker
Rechts-Blinker
Warnblinker
Bremslicht
Nebelschlussleuchte
Rückfahrscheinwerfer
Kennzeichenleuchte
Standlicht
Ein Tiny House auf der Straße zu fahren, ist besonders zu Beginn kein Kinderspiel. Fahre deshalb nach Möglichkeit immer mit einer zweiten Person, mindestens so lange, bis Du Erfahrung in vielen verschiedenen Fahrsituationen gesammelt hast und das Fahren mit Deinem Tiny House beherrschst.
Nach Fahrtende ist es wichtig, Dein Tiny House vor Diebstahl zu schützen. Eins der meist genutzten Werkzeuge hierfür ist das Kastenschloss.
Aufgrund des Wertes Deines Tiny House empfehlen wir Dir, zusätzlich eine Radkralle anzubringen. Dieses aufzubrechen ist weitaus schwieriger als ein Kastenschloss.
Schlingern bei einer Tiny House Fahrt
Manchmal können Fahrten mit einem Tiny House ganz schön mühsam sein. Passiert das, dann liegt das oft daran, dass der Anhänger mit dem Tiny House bei höheren Geschwindigkeiten, so ab 50 oder 60 km/h, anfängt zu schlingern. Das bedeutet, er bewegt sich auch bei nahezu gerader Fahrt unkontrolliert nach links und rechts hin und her.
Dieses Phänomen kann sehr gefährlich sein. Fängt ein Schlingern an und wird dann die Geschwindigkeit nicht sofort so weit reduziert, dass dieses Verhalten aufhört, kann sich dieses Schlingern aufschaukeln und so der Anhänger mitsamt Tiny House umkippen oder auch das gesamte Gespann mit Zugfahrzeug und Tiny House verunfallen. Plötzliches Bremsen kann die Situation hingegen noch verschlimmern.
Tritt ein solches Schlingern auf, liegt es kaum an der Qualität des Fahrgestells des Anhängers, bzw. dem Chassis, sondern hat meist andere Ursachen. Hier führen wir einige der möglichen Situationen auf und beschreiben, wie die Ursachen behoben werden können.
Situationen, bei denen Schlingern auftreten kann, sind z.B.:
Zu hohe Geschwindigkeit
Kurvenreiche Straße
Ausweichmanöver
Fahrfehler
Luftdruck bzw. Luftsog beim Überholen großer Fahrzeuge
Starke Windböen
Schlechter Straßenzustand wie Spurrinnen in der Fahrbahn oder Unebenheiten
Die Ursache für das Schlingern liegt dabei in einer für die Fahrsituation ungünstigen Lastverteilung im Gespann aus Zugfahrzeug und Anhänger, sowie in ungünstigen Hebelwirkungen verschiedener wirkenden Kräfte. Bezüglich der Lastverteilung sollte ganz allgemein gesprochen das gesamte Gewicht des Tiny Houses möglichst nahe über den Achsen des Fahrgestells und gleichzeitig genügend Gewicht auf der Anhängerkupplung sein.
Entsprechend können folgende Maßnahmen das Auftreten von Schlingern stark vermindern und ein entspanntes, der Fahrsituation angepasstes Fahren eines Tiny Houses ermöglichen
Maßnahmen
Die Stützlast sollte so hoch wie möglich und zulässig sein. Sowohl das Fahrgestell als auch das Zugfahrzeug haben eine maximal erlaubte Stützlast, die in den Fahrzeugpapieren eingetragen ist. Die kleinste dieser beiden Zahlen ist die angestrebte Stützlast des Anhängers. Um dieser möglichst nahe zu kommen können bewegliche Gegenstände im Tiny House entsprechend weiter vorne oder weiter hinten platziert werden (hierzu gibt es ein Beispielvideo des ADAC). Kann man die angestrebte Stützlast trotz solcher Gewichtsumverteilung nicht erreichen, können auch die Achsen des Fahrgestells weiter nach hinten oder vorne bewegt werden, um so die Stützlast zu erhöhen bzw. zu senken.
Ein hoher Schwerpunkt des gesamten Anhängers mit Tiny House hat zur Folge, dass der Anhänger leicht kippen kann, da aufgrund der Hebelwirkung schon relativ kleine Kräfte quer zur Fahrtrichtung das Tiny House in Schieflage bringen können. Auch eine kleine Kippbewegung kann den Anhänger ins Schlingern bringen. Befindet sich dieser Schwerpunkt nahe der Achsen (etwas vor der Achsenmitte, um die richtige Stützlast zu erreichen), dann ist die Hebelwirkung angreifender Kräfte minimiert. Außerdem wird so der Anpressdruck der Reifen erhöht. Zusammen mit dem richtigen Reifendruck wird so die Seitenführung verbessert und damit das Schaukeln verringert.
Zur Minimierung von Schlingern empfiehlt sich, ein Zugfahrzeug mit möglichst großem Radstand, möglichst geringem Überhang hinter der Hinterachse, und möglichst breiten und kleinen Reifen nutzen.
Eine große Distanz zwischen Vorder- und Hinterachse des Zugfahrzeugs stabilisiert dessen Fahrverhalten. Ein geringer hinterer Überhang des Zugfahrzeugs verringert den Hebel von Anhängerkupplung zur Hinterachse des Zugfahrzeugs und damit die Wirkung einer durch Schlingern seitlich auf die Anhängerkupplung einwirkenden Kraft. Breite und kleine Reifen stabilisieren ebenfalls das Fahrverhalten.
Pick-ups beispielsweise haben ihre hintere Achse weiter nach vorne verlagert, damit sie etwa mittig der Ladefläche liegt. Das aber vergrößert den Abstand zwischen Hinterachse und Anhängerkupplung, welches wiederum den Hebel zum Schlingern vergrößert.
Ein „ordentlicher“ Geländewagen oder ein größerer Sprinter lassen sich nur schlecht aus der Bahn werfen und eigenen sich daher als Zugfahrzeug gut.
Auch ein möglichst hohes Gewicht des Zugfahrzeugs, also eine Beladung des Zugfahrzeugs bis nahe an dessen maximal zugelassenes Gesamtgewicht, hilft, die Fahrt gegen Schlingern zu stabilisieren. Dies vermindert das Schlingern dadurch, dass durch die höhere Trägheit des Zugfahrzeugs die Anhängerkupplung den seitlich wirkenden Kräften des Anhängers auf sie mehr Widerstand entgegensetzt.
Zusätzlich zu diesen Maßnahmen gibt es auch technische Hilfen: die Antischlingerkupplung bzw. die elektronische Schlingerbremse. Diese können auch nachgerüstet werden.
Eine Antischlingerkupplung (ASK) ist eine Kupplung mit einer Art Bremsbeläge in der Kugelkopfaufnahme, die für eine verstärkte Reibung bei einer seitlichen Drehbewegung (dem „gieren“, d.h. der Bewegung um die sogenannte Gierachse) sorgen. Manchmal wird eine ASK auch als Zugkupplung mit Stabilisierungshilfe bezeichnet, oder als Kugelkupplung mit Schlingerdämpfung. Die ASK wird an der Deichsel des Anhängers befestigt und mit der Anhängerkupplung des Zugfahrzeugs verbunden.
Zur Verstärkung der Reibung sind diese Bremsbeläge mit einer Feder gespannt, sodass sie fest am Kugelkopf des Zugfahrzeugs anliegen und die seitlichen Bewegungen des Anhängers dämpfen, aber nicht verhindern.
Dadurch wird ein Schlingern deutlich vermindert, und typischerweise eine um ca. 20 % höhere Geschwindigkeit als bei Fahrt ohne ASK bei gleicher Fahrsituation noch sicher ermöglicht. Vom Sicherheitsaspekt her betrachtet: In einer Gefahrensituation ist man so gut aufgestellt als wäre die eigene Geschwindigkeit um ca. 17 % geringer (statt 80 km/h also 67 km/h, oder statt 60 km/h also 50 km/h). Dies kann leicht den Unterschied zwischen einem schlimmen Unfall und einer nur schwierigen Fahrsituation bedeuten.
Für solche ASK gibt es verschiedene Hersteller, und sie können auch nachgerüstet werden. Bei häufigen oder längeren Fahrten sollte man die Reibbeläge regelmäßig kontrollieren und gegebenenfalls austauschen – wie bei Bremsbelägen. Je nach Modell wird der Verschleiß durch eine Markierung angezeigt.
Technisch anspruchsvoller sind elektromechanische Schlingerbremsen, von denen es technisch verschiedene Ausführungen von verschiedenen Herstellern gibt. Vom ADAC werden sie für alle Anhänger empfohlen, deren Zugfahrzeug entweder kein ESP besitzt oder deren ESP keine Anhänger erkennt.
Solche Schlingerbremsen bestehen aus verschiedenen Komponenten. Ein an den Achsen oder am Heck montierter Sensor misst die Querbeschleunigung. Je nach System gibt es dann noch verschiedene weitere Komponenten, z.B. einer elektronischen Einheit zur Steuerung der Bremskraft bei Querbeschleunigung, die auf dem Zugholm verbaut wird.
Zumeist sind sie einfach und schnell nachrüstbar. Insgesamt sind sie deutlich wirkungsvoller als die einfachen ASK.
Checkliste
Um bei der Auslieferung eines Anhängers nichts zu vergessen, haben wir eine Checkliste erstellt.
Checkliste Auslieferung
Chassis
☐ Schrauben angezogen, 1. Räder – M12 – 8.8 – 90Nm
Schrauben anziehen, Längs-, an Quertraverse M8 – A2 70 – 5Nm
Muttern anziehen,Quertraverse an Schraube M8 – A2 70 – 5Nm
☐ Schrauben angezogen, 2. Achsen an Längstraverse – M12 – 8.8 – 93Nm
☐ Schrauben angezogen, 3. Zugeinrichtung an Zugholm – M12 – 8.8 – 93Nm
☐ Schrauben angezogen, 4. Zugholm an Zugholm-Aufnahme – M12 – 8.8 – 93Nm
☐ Schrauben angezogen, 5. Zugholm an Quertraverse – M12 – 8.8 – 93Nm
☐ Schrauben angezogen, 6. Kurbelstützen-Adapter – M12 – 8.8 – 93Nm
☐ Auflaufbremsen geprüft
☐ Lichtertest durchgeführt
Ständerwerk
☐ Schrauben anziehen, Rahmen an Ständerwerk M8– A2 70– 5Nm
☐ Flügelmutter anziehen, Ständerwerk an Schraube M8– A2 70– 5NM
Haus
☐ Türen abgeschlossen
☐ Ladungssicherung im Haus vorgenommen
☐ Stützlast korrekt
☐ Gesamtgewicht ermittelt
☐ Schlüssel vorhanden
Wechselbrücke
Der Transport einer Wechselbrücke gestaltet sich anders als der eines Anhängers, da Wechselbrücken selbst keine Fahrzeuge sind. Es wird immer ein Tieflader benötigt, welcher die Wechselbrücke von einem Ort zum anderen transportiert. Um die Wechselbrücke auf dem Tieflader zu platzieren, muss ein Kran engagiert werden. In den meisten Fällen muss ein weiterer Kran zum Zielstandort bestellt werden, welcher die Wechselbrücke wieder vom Tieflader hebt. In manchen Fällen kann das Auf- und Abladen auch durch einen oder mehrere Stapler erfolgen.
Bevor die Wechselbrücke verladen werden kann, sind ein paar Fragen zu beantworten.
- Wie wird die Wechselbrücke angehoben? Mit Gurten, oder Ketten, oder auf eine ganz andere Weise? → benötigte Hilfsmittel wie Ketten, Spreiztraversen oder H-Traversen müssen bei dem Kranunternehmen angefragt und gegebenenfalls dazu bestellt werden.
- Wo werden die Ketten/Gurte/etc. angebracht? Müssen Zwingen oder Traversen am Haus befestigt werden? → es ist wichtig dafür zu sorgen, dass alle Hilfsmittel zum Verladen vorhanden sind, und dass diese auch beim Abladen wieder vor Ort sind.
Nun muss die Ladung ordnungsgemäß gesichert werden, und dabei auf den Schutz der Fassade und des Dachs geachtet werden.